Johannes Fischnaller

Nachdem ich einige Jahre mit dem olympischen Recurvebogen, dem Compoundbogen und einigen sogenannten „Klassischen Englischen“ Reitschulen herumgespielt hatte, zwangen mich persönliche Umstände im Frühjahr 2000 zum Umstieg auf einen leichteren Bogen. Ich fand einen in Ungarn, nach mongolischen Vorbildern gefertigt, der mich durch seine Schönheit und seine Energie in seinen Bann zog. Im Spätsommer desselben Jahres verbrachte ich einige Tage in Fort Dodge, Iowa, wo Lajos Kassai, der Bogenbauer und berittene Bogenschütze, anlässlich des ersten internationalen „Horseback Archery Festivals“ unterrichtete. Er sagte mir, wollte ich den Sport wirklich erlernen wollen, müsse ich ihn in Ungarn aufsuchen. Am ersten Wochenende im September war ich also bei ihm, verbrachte einige Stunden auf dem Pferderücken und einige in der Jurte mit ihm und seinen Schülern.

So wurde ich selbst ein berittener Bogenschütze. Ich hatte endlich gefunden, was ich lange gesucht hatte, ohne es zu wissen: die Einheit von Pferd, Bogen und Reiter.

Zuerst: Schönheit, Kraft und Energie, dann – Wissen, Geduld und Schnelligkeit. Zuletzt, vielleicht, Ruhe. Der Weg zur Meisterschaft ist lange und schwierig, aber sehr gerade: lernen und lehren. Das Wissen vermehren und an diejenigen weitergeben, die seiner wert sind. Die österreichische Schule des Bogenschiessens vom Pferd an die Spitze der Schulen und ihre Mitglieder unter die ersten auf der Weltrangliste zu bringen wird wahrscheinlich den Rest meines Lebens in Anspruch nehmen, aber das ist es wohl wert.