Zentaurisches Reiten

„Der Tausendfüßler ging seelenruhig und spontan seines Weges; als er gefragt wurde, wie er es schaffte, all die Bewegungen seiner tausend Füße zu koordinieren, dachte er darüber nach und war darauf nicht mehr imstande zu laufen.“

Gute Reiter brauchen keinen Sattel. Sie machen ohne ihn eine ebenso perfekte Figur. Aus einem schlechten Reiter macht auch der beste Sattel keinen guten Reiter. Er wird dem Pferd in den Rücken fallen und sich an den Sattel klammern wie an den Zügel – den der gute Reiter übrigens auch nicht zum Festhalten verwendet, sondern zur Kommunikation.

Die Kassai-Schule produziert nicht nur gute Reiter, sondern gute berittene Bogenschützen. Deshalb gilt, dass bis zum ersten Schülergrad alle Übungen und Prüfungen ohne Sattel zu reiten sind – angefangen vom Aufsitzen. Reiten lernen heisst, von der Körpermitte abwärts mit dem Pferd eins zu werden.

Wie das erreicht werden kann? Wir überfordern den Geist, der damit beschäftigt ist, Angst vor der unkontrollierbaren Bewegung des Individuums Pferd zu haben und deshalb den Körper anspannt und starr macht. Wir geben ihm zusätzliche Arbeit: Bälle werfen, jonglieren, mit dem Schwert oder dem Sack gegen andere kämpfen. Am Zügel festhalten funktioniert schon deshalb nicht, weil der Reiter keine Hand frei hat – der Ball ist zu schwer, das Schwert muss zweihändig geführt werden. So lernt der Körper mit der Zeit, der Bewegung des Pferds zu folgen, weich und leise. Umgekehrt lernt das Pferd, der Energie des Reiters zu folgen, die der durch seinen Körper wirken lässt. Der Fokus des sicheren Reiters ist so stark, dass sein Körper verlernt, falsche Signale zu geben.